Do. | 28. Nov. | 18:00 Uhr | OMU (Tickets) |
Der Eintritt ist frei.
Filmgespräch mit Regisseur Ali Soozandeh.
Inhalt:
Pari, Babak, Sara und Donya leben in der iranischen Hauptstadt Teheran. Um den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn Elias zu verdienen, arbeitet Pari als Prostituierte und verkauft ihren Körper an einen Richter, der ihr vermeintlich zu einem besseren Leben verhilft. Von einem schöneren Leben träumt auch Sara, die ein gehorsames Hausfrauendasein unter ihrem Mann und seinen strenggläubigen Eltern fristet, aber viel lieber arbeiten gehen würde. Donya steht ein ähnliches Schicksal bevor. In wenigen Tagen wird sie heiraten. Trotzdem lässt sie sich auf eine Nacht mit Babak ein und verlangt hinterher von ihm, für eine Operation zu zahlen, die ihre Jungfräulichkeit wiederherstellt. Vier Schicksale, die eng miteinander verfochten sind, vier Menschen, die alle auf ihre Weise unter den restriktiven Gesetzen des Gottesstaats zu leiden haben.
Teheran Tabu feierte als provokanter, gesellschaftskritischer Animationsfilm seine Weltpremiere in Cannes. Gedreht im Rotoskopie-Verfahren mit echten Schauspielern, gelang Regisseur Ali Soozandeh ein aufwühlendes und realistisches Drama um vier junge Menschen in Teheran, deren Schicksale bei ihrer verzweifelten Suche nach Freiheit und Glück auf einander prallen.
Hintergrund:
Iran-Filmreihe in Kooperation mit Amnesty Bochum und Solmaz Gholami
"Je mehr sie mich bestrafen, je mehr sie mir wegnehmen, desto mehr werde ich kämpfen, bis wir Demokratie und Freiheit erreicht haben." (Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi 2023)
Im Herbst 2022 wurde die iranische Kurdin Jina Mahsa Amini wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Bekleidungsvorschriften von der iranischen Sittenpolizei festgenommen und verstarb kurz darauf im Polizeigewahrsam. An ihrem gewaltsamen Tod entzündeten sich die bislang umfassendsten Proteste gegen das iranische Regime seit dessen Machtantritt im Jahre 1979. Unter der Parole Jin, Jiyan, Azadî - Frau, Leben, Freiheit - protestierten erstmals alle sozialen und ethnischen Bevölkerungsgruppen gemeinsam und ließen eine Revolution in Reichweite erscheinen. Das Regime reagierte mit ungezügelter Brutalität: mit Schüssen auf Demonstranten, willkürlichen Festnahmen, massivem Einsatz von Folter und Vergewaltigung zur Bestrafung und Abschreckung, militärischer Gewalt gegen als Widerstandsnester empfundene kurdische Städte, sowie hunderten Hinrichtungen nach grob unfairen Scheinprozessen gelang dem Regime schließlich die Niederschlagung der Proteste.
Im zweiten Jahr nach dem Tod Jina Mahsa Amini werfen wir mit unserer Filmreihe von April bis Dezember einen detaillierten Blick auf den Iran. Anhand von acht ausgezeichneten Spielfilmen und Dokumentationen sowie in Filmgesprächen möchten wir erkunden, was zu den Protesten geführt hat, wie die Lebensrealität im Iran - insbesondere für Frauen - ist und welche Perspektiven es für die Zukunft des Iran gibt. Mit unserer Filmreihe möchten wir uns außerdem solidarisch mit den vielen mutigen Menschen im Iran wie auch im Exil zeigen, die trotz scharfer Repression noch immer für Menschenrechte und Demokratie kämpfen. Für sie kann öffentliche Aufmerksamkeit ein wirksamer Schutz sein, umso mehr jetzt, wo die Proteste aus den Medien verschwunden sind bzw. von den Angriffen auf Israel überdeckt werden.
Und nichtzuletzt handelt es sich bei den Beiträgen unserer Reihe auch schlicht um qualitativ gute Filme. Filme, die wir selbst schon immer oder nochmals sehen wollten. Filme, die unser Leben mit neuen Perspektiven bereichern. Filme, von denken wir denken, dass sie - ganz unabhängig von politischem Engagement - sehenswert sind.
Daher: Nicht verpassen!
In Kooperation mit dem Endstation Kino Bochum und der iranischen Filmemacherin Solmaz Gholami. Gholami studierte an der Islamischen Azad-Universität in Teheran Theaterwissenschaften, emegrierte 2016 nach Deutschland und promovierte dort unter dem Titel "Frauen Leben Freiheit: audiovisuelle Medien im Kontext sozialer Bewegungen im Iran in Gender Studies - Kultur, Kommunikation, Gesellschaft" an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2022 ist sie an der dortigen Fakultät der Medienwissenschaften auch als Lehrbeauftragte tätig.
Land: | Deutschland, Österreich |
Entstehungsjahr: | 2017 |
Regie: | Ali Soozandeh |
Buch: | Ali Soozandeh |
Filmlänge: | 96 |
FSK: | 16 |
Dokumentar [1667]12
Spiel [6624]13
Kinder [1816]5
OMU [4601]24
OV [2299]24
Filmgespräch [1481]19
[gelaufen]kommend